Die Hagebutte
Die Hundsrose (Rosa canina) ist eine einheimische Wildrose. Früher umzäunten die Menschen ihr Gelände vorzugsweise mit stachelig abweisenden Büschen ein, um sich gegen wilde Tiere und Angreifer zu schützen. Der alte Begriff für ein so umzäuntes Gelände ist „Hag“. „Butte“
könnte mit dem Ausdruck „Butzen“ für das Kerngehäuse für Obst wie Äpfel oder Birnen verwandt sein. Der lateinische Name Rosa canina wird mit „Hundsrose“ übersetzt. Das bedeutete im damaligen Sprachgebrauch so viel wie „hundsgemein“ und ist überall zu finden.
Scheinfrüchte von Rosenarten, vor allem die der Hundsrose (Rosa canina), werden als Hagebutten bezeichnet. Diese „Beeren“Scheinfrüchte“ entwickeln sich aus der fleischigen Blütenachse, die in reifem Zustand leuchtend rot aussehen und im Inneren zahlreiche steinharte Schließfrüchte (Nüsschen) enthalten; sie werden fälschlich Samen genannt.
Die Hagebutte wurde bereits seit Jahrtausenden als Heilmittel in Persien, Ägypten und Griechenland eingesetzt. Sie gehörte zum Arzneischatz der Ärzte im Altertum. Nicht nur die die Kelten schworen auf die heilsamen Wirkungen der Hagebutte sondern auch im Mittelalter (Hildegard von Bingen) wurde die Hagebutte als Naturmittel geschätzt.
Eigenschaften
Vitamin C ist ein hochwirksames Antioxidanz, es gehört zu den wasserlöslichen Vitaminen und ist ein Oberbegriff für die Ascorbinsäure.
Bedarf im Körper
Die Hagebutte enthält pro 100 g essbarem Anteil zwischen 500 mg und 1500 mg Vitamin C. Der Tagesbedarf von Jugendlichen und Erwachsen beträgt laut Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) 90 – 110 mg pro Tag. Bei Rauchern, Männer und Frauen ist der Bedarf höher, ebenso bei Schwangeren und Stillenden Müttern.
Wussten Sie, dass die Standardernährung der Affen in den zoologischen Gärten der USA um eine 23-mal höhere Vitaminzufuhr angereichert wird, als die tägliche Empfehlung der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) es für uns Menschen vorsieht? Warum? Aufgrund von Beobachtungen, dass Affen unter einer erhöhten Infektanfälligkeit litten und teilweise
daran starben.
https://www.welt.de/sport/fitness/article141500567/Nutzen-Sie-die-Magie-von-Vitamin‑C.html
ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy):
Standardisierte Produkte aus Hagebutten und Hagebuttenschalen zur Unterstützung bei der Behandlung von Erkältungen und Grippe, sowie unterstützend zur Linderung von Gelenkarthrose bedingten Schmerzen und reduziert Schmerzmitteleinnahme Steifheit (Morgensteifigkeit).
Die EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) weist auf den hohen Gehalt an Vitamin C hin und führt die immunstimulierende Wirkung auf, wodurch das Immunsystem unterstützt und gestärkt wird.
Vitamin C Aufnahme im Körper
Die Aufnahme von Vitamin C im Körper beginnt mithilfe von Transporter-Eiweißen* über die Mundschleimhaut, dies aber nur in geringen Mengen. Über den Dünndarm findet die hauptsächliche Aufnahme statt. Voraussetzung ist eine gesunde Darmflora und Darmschleimhaut. Die Aufnahme von Vitamin C hat allerdings Grenzen: Ab Einzeldosen von 200 Milligramm sinkt sie stetig. Bei einer Dosis von 1.000 Milligramm verbleibt nur noch die Hälfte im Blut, der Rest wird umgehend über die Nieren ausgeschieden.
*Es sind zwei unterschiedliche Transporter-Eiweiße für Vitamin C bekannt: Proteine der SVCT- oder solche der GLUT-Familie.
SVCT-Proteine transportieren Ascorbinsäure, (reduzierte Form des Vitamins),
die GLUT-Transporter schleusen das oxidierte Vitamin C, also Dehydroascorbinsäure (DHA), durch die Zellmembran ins Innere. Dadurch kann DHA von den Mitochondrien (Kraftwerke der Zellen), besser aufgenommen werden. Der Körper benötigt DHA, um das Gehirn mit Vitamin C zu versorgen. Eine regelmäßige Versorgung
mit Vitamin C ist wichtig, da der Körper es nur begrenzt speichern kann.
Welche Inhaltsstoffe besitzt die Hagebutte?
- Lipid-Zucker: Galaktolipid
- Fettsäuren: gamma- und Alpha-Linolen-säure, Linolsäure (Omega-6-Fettsäuren)
- Triterpene: Oleanol‑, Betulin‑, Ursolsäure
- Farbstoffe:Carotinoide (Lycopin, Rubixanthin, beta-Carotin)
- Gerbstoffe
- Flavonoide
- Proanthocyanidine
- organische Säuren: Äpfel- und Zitronensäure
- Zucker: Zucker, Pektin
- ätherisches Öl: Geraniol, Nerol, Linalool und Citronellol
- Vitamine: Vitamin C, Provitamin A, Vitamin E, Vitamin K und B‑Vitamine.
- Mineralstoffe und Spurenelemente: (Kupfer, Zink, Natrium, Eisen, Phoshor, Calcium, Schwefel und Magnesium)
Der Vitamin C‑Gehalt der Hagebutte übertrifft den 20-fachen Gehalt einer Zitrone. Der Gehalt an den mehrfach ungesättigten, essentiellen Fettsäuren Linol- und Linolensäure der Hagebutten ist sehr beachtenswert. Den Fettsäuren wird u. a. eine vorbeugende Wirkung gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zugeschrieben.
In den letzten Jahren hat das in der Hagebutte enthaltene Galaktolipid besondere Aufmerksamkeit der Fachwelt auf sich gezogen. Grund sind die entzündungshemmenden Eigenschaften, die vor allem gegen Rheuma, Arthritis und Arthrose nutzbar sind.
Galaktolipid: Der aktive Wirkstoff der Hagebutte
In den 90iger Jahren gelang es Forschergruppen aus Dänemark einen Wirkstoff aus der Hagebutte zu isolieren, der Entzündungsreaktionen hemmt z. B. Gelenkschmerzen bei Arthrose. Dieses sogenannte Galaktolipid ist eine Zucker-Fettsäure-Verbindung, das eine nachgewiesene antientzündliche Wirkung entfaltet und besonders bei Rheuma, Arthrosen und Arthritis einsetzbar ist.
Im Einzelnen finden sich in Hagebutten folgende wichtige sekundären Pflanzenstoffe:
- Galaktolipid; wirkt nachweislich entzündungshemmend bei:
- Rheuma, Arthrose, Arthritis
- senkt den CRP-Wert (C‑reaktives
Protein, Entzündungsindikator)
- lindert Schmerzen und
- senkt erhöhte LDL-Cholesterinwerte,
so dass vorbeugende Wirkung gegen
- Arteriosklerose entsteh
- senkt Kreatinin
Omega-6-Fettsäuren in Form von Linolsäure und Alpha-Linolensäure, essentielle mehrfach ungesättigte Fettsäuren
- mit wichtigen Funktionen für den
Wasserhaushalt der Haut
- fungieren als Bestandteile der Zell-membranen und werden für Wachstums- und Reparaturprozesse benötigt
Carotinoide
- in Form von Lycopin und andere Polyphenole sind als Antioxidantien tätig
- sie können freie Sauerstoffradikale und reaktive Sauerstoffspezies (ROS) unschädlich machen
- zusätzlich dient Lycopin als Provitamin für die Synthetisierung von Vitamin A
Vitamine
Vitamine werden als organische Verbindungen bezeichnet, die unser Körper für bestimmte Stoffwechselvorgänge unbedingt benötigt, die er aber nicht selbst synthetisieren kann. Eine Ausnahme bilden die Provitamine, aus denen der Körperstoffwechsel durch einen oder mehrere Umsetzungsschritte das aktive Vitamin herstellen kann. Vitamine fungieren entweder ähnlich wie Enzyme als Biokatalysatoren für bestimmte Stoffwechselprozesse oder sie werden selbst verstoffwechselt. Hagebutten enthalten unter anderem folgende wichtige Vitamine:
Vitamin C (Ascorbinsäure):
der Vitamin C Gehalt ist in der Hagebutte sehr hoch. Vitamin C wird für zahlreiche Stoffwechselprozesse benötigt und ist als sehr wirksames Antioxidans bekannt. Es beugt Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor; kräftigt das Bindegewebe und ist an der Regulation der Ausschüttung zahlreicher Hormone beteiligt
- Vitamin B3 (Niacinäquivalent): wichtig für fast alle Auf- und Abbauprozesse im Stoffwechsel für Fette, Cholesterine, Kohlenhydrate und Proteine. Regulative Auswirkung auf die Ausschüttung von Gewebs- und anderen Hormonen
- Vitamin B9 (Folsäure): ist essenziell für unzählige Carboxylierungsvorgänge im Körper (Übertragung einer Caroxylgruppe (-COOH) zur Bildung organischer Säuren zuständig
- Vitamin K: spielt im Prozess der Blutgerinnung und im Knochenstoffwechsel wichtige Rollen
Mineralstoffe und Spurenelemente
sind anorganische Substanzen und haben keine direkte Heilwirkung. Sie gehören aber mit zu den wichtigsten Inhaltsstoffen von Nahrungsmitteln mit indirekter Wirkung auf die Gesundheit. Für fast alle Stoffwechselprozesse, Hormone und Enzyme und für den Auf‑, Ab- und Umbau von Körpersubstanzen, sowie für ein Funktionieren des Immunsystems benötigt der Körper Mineralien und Spurenelemente. Diese erhält er aus der Nahrung direkt oder durch Zerlegung komplexer Strukturen extrahiert.
Die wichtigsten mineralischen Stoffe der Hagebutte sind:
- Kalium: Elektrolyt mit allumfassendem Einfluss auf viele Zellfunktionen wie Informationsaustausch, Muskelfunktionen und Herzrhythmus
- Natrium: Elektrolyt mit breiter Funktion für inter- und intrazelluläre Kommunikation, Wasserhaushalt und Knochenbau
- Magnesium: Elektrolyt, wichtig für Energiestoffwechsel, Muskulatur, Knochenfestigkeit und Hormone
- Kalzium: Elektrolyt, wichtig für Zellfunktionen, Knochenaufbau und für viele Hormone
- Phosphor Elektrolyt (Phosphat), wichtig für Zellmembrane und Bestandteil der Nukleinsäuren in der DNA; reguliert als Puffer den Säure-Basen-Haushalt
- Chlor: Elektrolyt (Chlorid), umfassende Bedeutung für elektrische Aktionspoten-
ziale zwischen den Zellen und ist Bestandteil der Magensäure
- Schwefel: Ist Bestandteil einiger Aminosäuren, schwefelreich sind Haare, Bindegewebe und Nägel. Schwefel ist wichtig für Eiweißstoffwechsel
- Kupfer: Spurenelement, lebenswichtig für Energiehaushalt (Zellatmung), Sauerstoffverwertung und Elektronentransport; Bestandteil einiger Enzyme und Hormone
- Eisen: Spurenelement mit großer Bedeutung für Zellatmung und Sauerstoff-transport im Körper (Hämoglobin) in allen Gewebearten
Einsatz u. a. bei
- Arthrose und Arthritis
- Gelenkschmerzen
- Rückenschmerzen
- Rheuma
- Arteriosklerose
- Stärkung des Immunsystem
Health Claim - Vitamin C trägt bei zur:
- normalen Funktion des Immunsystems während und nach intensiver körperlicher Betätigung
- normalen Kollagenbildung für eine normale Funktion
- der Blutgefäße
- der Knochen
- der Knorpelfunktion
- des Zahnfleisches
- der Haut
- der Zähne bei
- Normalisierung des Energiestoffwechsel
- normalen Funktion des Nervensystems bei
- normalen psychischen Funktion
- normalen Funktion des Immunsystems
- Verringerung von Müdigkeit und Ermüdung
- Regeneration der reduzierten Form von Vitamin E
- Schutzfunktion der Zellen vor dem oxidativen Stress
- erhöhten Eisenaufnahme
Verzehrempfehlung:
Zur besseren Verträglichkeit sollte die Vitamin C Gabe zu den Mahlzeiten erfolgen.
Unerwünschte Wirkungen, Interaktionen, Kontraindikationen
Achtung! Ein übermäßiger Verzehr von Hagebutten kann aufgrund des hohen Vitamin C‑Gehalts abführend wirken. Bisweilen kann es zu Verstopfungen (bei zu geringer Flüssigkeitszufuhr bei der Einnahme) und oder zu Blähungen kommen, gelegentlich auch zu einer Allergie. Bei Einhalten des Zeitintervalls von zwei Stunden sind Interaktionen mit Medikamenten nicht bekannt. Dies gilt auch für Selen, da zu viel Vitamin C die Aufnahme von Selen hemmt.
Vitamin C sollte bei Nierenschwäche (Niereninsuffizienz) nicht in hohen Dosierungen (> 500 Milligramm pro Tag) eingenommen werden. Die kranke Niere kann damit nicht umgehen. Im Gewebe entstehen Harnsteine und Oxalat-Ablagerungen.
Da Vitamin C die Eisenaufnahme verbessert, sollten bei Menschen mit krankhafter Eisenüberladung (Hämochromatose) höhere Vitamin-C-Gaben nur unter besonderer ärztlicher Aufsicht erfolgen.
Kontraindiziert
ist die Einnahme von Produkten mit Hagebutte bei einer bekannten Allergie gegen Hagebutte. Systematische Untersuchungen zur Sicherheit und Unbedenklichkeit von Hagebutte liegen nicht vor.
Beachten bei Einnahme von Medikamenten:
Acetylsalicylsäure steigert die Ausscheidung von Vitamin C
Der Medikamentenwirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) stört den Vitamin-C-Haushalt der Magenschleimhaut: Durch oxidativen Stress wird das Vitamin C der Magenschleimhaut verbraucht. Blutungen und Entzündungen sind die häufigsten Nebenwirkungen einer Langzeittherapie mit ASS. Zudem hemmt ASS die Aufnahme von Vitamin C im Darm und fördert dafür die Ausscheidung über Harn und Stuhl. Schleimhautschäden sowie Vitamin C Verluste können verhindert werden, wenn statt dessen ein Naturprodukt eingenommen wird (z. B. Weidenrindenextrakt). Empfohlen sind 1.000 Milligramm Vitamin C pro Tag, aufgeteilt auf zweimal 500 Milligramm.
Antibiotika steigern die Ausscheidung von Vitamin C
Sogenannte Breitband-Antibiotika führen dazu, dass Vitamin C nicht wie gewohnt aufgenommen und zudem vermehrt ausgeschieden wird. Z. B. Doxycylin Minocylin oder Tetracylin gehören zu diesen Antibiotika. Daher wird eine zusätzliche Aufnahme von 200 bis 500 Milligramm Vitamin C pro Tag empfohlen.
Kortison stört die Vitamin-C-Aufnahme
Bei einer Therapie mit Kortison (Glucocorticoiden) fällt der Vitamin C Spiegel ab, weil das Vitamin aufgrund gestörter Trans-portmechanismen schlechter in die Zellen gelangt.